Wer sein Geld nicht nur zum Erzielen von Rendite anlegen möchte, sondern dabei auch noch den Aspekt der Nachhaltigkeit verfolgt, dürfte sich von Green Bonds angesprochen fühlen. Mit diesen „grünen Anleihen“ werden ausschließlich ökologische Projekte finanziert. Lesen Sie hier mehr über die Investitionsmöglichkeit, ihre Perspektiven sowie potenzielle Alternativen.
Green Bonds gibt es bereits seit 2007, wobei sie im Laufe der Jahre immer mehr an Bedeutung erlangt haben. Die Entwicklung lässt sich für den Zeitraum zwischen 2009 und 2020 besonders plakativ abbilden. Innerhalb dieser Jahre ist das Emissionsvolumen von 2,5 auf 250 Milliarden US-Dollar angewachsen und hat sich damit verhundertfacht. Diese hohe Nachfrage erklärt sich insbesondere durch das steigende Klima- und Umweltbewusstsein. Green Bonds sind zwar Anleihen, jedoch klar von der klassischen Form abzugrenzen. Während ihre Struktur und ihr Risikoprofil ähnlich sind, gibt es einen wesentlichen Unterschied: Das Geld wird nur für nachhaltige und klimaschonende Projekte verwendet. Das können beispielsweise Vorhaben dieser Art sein:
Da Green Bonds in die Kategorie der Anleihen gehören, weisen sie auch die dafür typischen Eigenschaften auf. Demnach verpflichtet sich der Emittent, also der Herausgeber der Wertpapiere, zu einer jährlichen Verzinsung. Am Ende der Laufzeit zahlt er den Kaufbetrag an den Anleger zurück. Die Verzinsung bleibt für gewöhnlich konstant. Verändert sich der Marktzins, sind Kursschwankungen denkbar. Somit kann der Anleger Gewinne oder Verluste einfahren, wenn er die Anleihe vor dem Ende der vereinbarten Laufzeit verkauft.
Bis zum Jahr 2013 waren in erster Linie öffentliche Förderbanken wie etwa die Weltbank oder die Europäische Entwicklungsbank Emittenten von Green Bonds. Seitdem dürfen auch private Unternehmen diese grünen Anleihen herausgeben. Neben Banken und Firmen emittieren Staaten Green Bonds. Die Europäische Union (EU) als Staatenbündnis sammelt ebenfalls Geld über diese Wertpapiere ein.
Ein Kritikpunkt an Green Bonds ist darin zu sehen, dass bisweilen kein einheitliches Reglement existiert, das eine Definition für „Grün“ liefert. Aus diesem Grund lassen sich die grünen Anleihen in 2 Varianten unterscheiden:
Eine solche Zertifizierung ist nicht verpflichtend, schafft aber Transparenz. Dafür gibt es freiwillige Richtlinien wie etwa den Green Bond Standard (GBS). Er berücksichtigt diese 4 Kernaspekte:
Die Herausgeber der grünen Anleihen müssen demnach aufzeigen, welchen Umweltnutzen das Projekt schafft. Nach dem Green Bond Standard werden verschiedene Zwecke anerkannt. Dazu gehört das Eindämmen des Klimawandels ebenso wie die Anpassung an die bereits bestehenden klimatischen Veränderungen. Außerdem finden Vorhaben Akzeptanz, die natürliche Ressourcen oder die Biodiversität erhalten sowie die Umweltverschmutzung verhindern oder eindämmen.
Zu verdeutlichen ist außerdem, welche ökologisch nachhaltige Zielsetzung hinter dem Green Bond steht und nach welchen Kriterien die Auswahl der Projekte erfolgt. Des Weiteren sollen die Emittenten transparent machen, wie sie die Erlöse verwenden – der Geldfluss muss nachverfolgbar sein. Letztlich verlangt der Green Bond Standard nach einer jährlichen Berichterstattung. Darin ist festzuhalten, welche Beträge in die jeweiligen Projekte geflossen sind und welche Auswirkungen auf die Umwelt dabei erwartet werden.
Alternativ dazu gibt es die Climate Bonds Initiative (CBI), die auf dem Green Bond Standard basiert, aber noch konkretere Anforderungen formuliert. An der Erarbeitung der Vorgaben waren Klimaexperten beteiligt, um sicherzustellen, dass die Investitionen tatsächlich zu einem positiven Effekt für das Klima führen. Die EU hat ebenfalls einen eigenen Standard veröffentlicht. Der EU Green Bond Standard beinhaltet einige der bereits genannten Kriterien. Er verlangt ebenfalls, dass ökologisch nachhaltige Ziele verfolgt werden und die Verwendung des eingesetzten Geldes transparent gemacht wird. Eine weitere Vorgabe des EU Green Bond Standards ist es, die Anleihen von einem externen Prüfer kontrollieren zu lassen. Diese Prüfer müssen bei der Europäischen Wertpapiermarktaufsichtsbehörde (ESMA) registriert sein
Privatpersonen haben die Möglichkeit, Green Bonds zu kaufen. Das gilt aber nur für die Anleihen, die gestückelt werden und auch die Investition von kleinen Beträgen erlauben. Der Erwerb läuft stets über die Hausbank ab. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass der Kunde ein Wertpapierdepot besitzt, das ebenso für Aktien oder Fonds verwendet werden kann.
Green Bonds haben in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum erfahren. Seit Jahren steigt das Emissionsvolumen deutlich an. Die Themen Umwelt- und Klimaschutz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die entsprechenden Maßnahmen gegen den Klimawandel erfordern tiefgreifende Veränderungen wie etwa den Bau neuer Infrastruktur oder das Etablieren innovativer Technologien. Dafür werden wiederum finanzielle Mittel in erheblichem Umfang benötigt. Green Bonds sind ein geeigneter Weg, um das Geld für diese Vorhaben einzusammeln.
Somit ist großes Potenzial in diesen Anleihen zu sehen, die in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich weiter an Bedeutung gewinnen dürften. Aktuell lässt sich ihr Anteil am Gesamtmarkt noch als sehr gering einstufen, das wird sich künftig aber ändern. Es kommen immer neue Akteure dazu, die auf Green Bonds setzen. Mehr Staaten treten als Emittenten auf und große Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie Volkswagen oder Apple sammeln ebenfalls Geld über die grünen Anleihen ein.
Mittlerweile existieren zu Green Bonds vergleichbare Investitionsmöglichkeiten. Eine davon sind Social Bonds. Wie es die Bezeichnung bereits erahnen lässt, geht es dabei jedoch nicht um ökologische Themen, sondern um Projekte mit sozialem Hintergrund. Sie unterstützen Zielgruppen wie beispielsweise Migranten, Arbeitslose, Menschen mit Behinderung oder unter der Armutsgrenze Lebende.
Noch einen Schritt weiter gehen Sustainability Bonds. Sie verbinden grüne und soziale Anleihen miteinander. Somit sind sie für Projekte vorgesehen, die gleichzeitig einen ökologischen und einen gesellschaftlichen Nutzen erfüllen. Vergleichbar mit dem EU Green Bond Standard gibt es auch für Social und Sustainability Bonds Richtlinien, an denen sich die Emittenten orientieren.
In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Green Bonds deutlich gestiegen. Es lässt sich davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, da der Nachhaltigkeitsaspekt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es mag mit Social Bonds und Sustainability Bonds Alternativen geben – gegenüber Green Bonds haben sie aber längst noch nicht die Marktrelevanz erreicht.
Wer sich für diese Anlagemöglichkeit interessiert, sollte dennoch genau hinschauen: Bislang existieren noch keine allgemeingültigen, verpflichtenden Standards. Allein durch die Bezeichnung „Green Bonds“ ist eine Anleihe noch nicht grün. Investoren, die mit ihrem Geld wirklich einen nachhaltigen Zweck unterstützen möchten, müssen auf Zertifikate achten, die etwa auf dem EU Green Bond Standard basieren.